Erinnerungen – so weit meine Füße mich tragen, oder auch nicht.....
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Es war im August 1996.
Ich liege in meinem Schlafsack, werde gerade munter und denke mir, eigentlich müsste es um diese Uhrzeit schon hell sein. Aber es ist stockdunkel und ganz eigenartig leise. Dann kommt mir ein leiser Verdacht, ich klopfe vorsichtig gegen die Zeltwand.
Ich hab Recht, es hat in der Nacht geschneit, Schnee bedeckt das Zelt. Ja, es hat sich ausgezahlt mir einen guten Schlafsack zu kaufen, denn nur in Unterwäsche ist mir trotzdem warm.
Aber irgendwann muß ich aufstehen.
Schön langsam kriechen auch die anderen etwas verdattert aus ihren Zelten. Zwei Tage zuvor sind wir noch bei blühenden Rapsfeldern vorbeimarschiert.
Hier ist alles anders, in diesem Teil der Welt.
Wir befinden uns in Tibet, auf ca 5000m Höhe auf Trekkingtour zum Basislager des Mount Everest.
Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich vorher nicht kannte. Aber wenn man so eine Reise bucht, dann hat man ungefähr die gleichen Interessen und Vorstellungen und in der Gruppe läuft alles gut.
Der Schnee bleibt nicht lange liegen, noch am Vormittag schmilzt alles wieder weg. Für einen Abend, einen Tag und einen Morgen haben wir unser Lager mit Blick auf den Everest aufgeschlagen. Das Wetter bessert sich zwar, aber ein paar Wolken geben die Sicht auf den höchsten Berg der Welt einfach nicht ganz frei.
Die Tibeter nennen ihn Chomolungma-Göttinmutter
Es ist das einzige Lager auf der Tour das wir für zwei Nächte aufschlagen.
Der Grossteil der Gruppe wandert an diesem "freien" Tag zum Basislager. Ich wäre auch gerne mitgegangen, entscheide mich dann aber mit ein paar anderen bei unseren Zelten zu bleiben und nutze die Gelegenheit mich zu erholen. Denn irgendwann im Laufe unserer Reise macht die Höhe jedem von uns zu schaffen.
Man kann Kondition trainieren, Kraft und Ausdauer trainieren, aber wie der Körper auf 5000m Höhe reagiert kann man nur vor Ort testen. Diese Tour hat nichts mit Bergsteigen zu tun, es ist eine "Wandertour" - allerdings in dieser Höhe merkt man schon jede kleinste Steigung.
Und Zeltaufbauen wird zu einem Kraftakt - jedesmal bücken und wieder aufstehen muß man Luft holen.
Von den anderen erfahre ich dann, das es nicht viel zu sehen gab, außer ein paar (Müll)Resten von Expeditionen. Die Besteigungen finden normalerweise im Frühjahr statt.
Wir marschieren wieder weiter. Durch einen kleinen Bach, nichts besonderes. Ich rutsche kurz aus, kippe mit einem Fuß ein wenig um, aber kein Problem, wir gehen weiter.
Nach 2 Stunden eine kurze Pause, ich setz mich hin, hab schon ganz vergessen was vorher passiert ist.
Aufstehen kann ich nicht mehr. Der Knöchel tut höllisch weh. Schuh ausziehen, sofort in den eiskalten Bach kühlen, aber es ist zu spät. Der Knöchel ist schon ganz dick angeschwollen, die Bänder sind gezerrt.
Wir haben neben den Yaks, die unsere Zelte und Gepäck tragen, auch ein Pferd mit.
Eigentlich gedacht für diejenigen, denen zwischendurch mal die Puste ausgeht, ein Stückerl reiten und dabei ausrasten. Tja, jetzt nehme ich die kleine Stute ganz für mich in Anspruch, ich kann keinen Schritt mehr gehen und reite die restliche Tage der Trekkingtour. Mein Hintern ist zwar was anderes gewöhnt, aber in dieser Situation bin ich sogar für diesen Sattel dankbar, auch wenn ich nach 8 Stunden am Tag nicht mehr sitzen kann. Stehen kann ich allerdings auch nicht.
Das Fohlen, welches die Stute "bei Fuß" hat fand ich ja in den ersten Tagen noch süß. Jetzt allerdings ..... jedes Mal wenn es zurückbleibt und die Stute es ruft saust es an ihre Seite. Wenn ich Glück habe auf die Seite mit meinem gesunden Bein, wenn ich Pech habe auf die andere Seite........
Am Abend werden die Schmerzen ganz schlimm.
GsD haben wir Michael dabei, der Arzt ist. Er hat eine gute Notfallapotheke mit. (Das war bis jetzt das erste und einzige Mal dass ich Morphium genommen hab, aber ich hätts nicht mehr anders ausgehalten).
Alle helfen mir, ich kann weder Zelt aufbauen, nicht einmal alleine aufs Pferd komm ich. Und hinhockerl zum Pinkeln geht auch schlecht auf einem Bein.
Super, jetzt beginnt auch noch mein Magen zu streiken. In der Nacht schaff ich es grade noch den Kopf aus dem Zelt strecken zum ****.
Nach insgesamt 9 Tagen weg von der Zivilisation erreicht unsere "Karawane" wieder einen Ort mit "Hotel" *gggg*
Ich weiß warum ich gern im Zelt schlafe.
In der Zeit vor dieser Reise hatte sich bei mir immer stärker das Gefühl ausgebreitet, ich muß in meinem Leben etwas ändern. Es gribbelte in mir, ich musste etwas tun, aber ich wusste nicht was.
Ich weiß nicht mehr in welcher Nacht auf dieser Tour es war (ob vor oder nach meinem Fehltritt), aber eines morgens bin aufgewacht und wusste was ich zu tun hatte. Keine Ahnung ob ich es geträumt habe oder nicht, aber der Gedanke war ganz klar und eindeutig, ich war mir sicher, das ist es. Warum bin ich da nicht früher draufgekommen?
Zuhause hab ich es dann auch in die Tat umgesetzt und bis heute nicht bereut – Gudrun, kauf dir ein Pferd.
Mein Missgeschick passierte nicht wegen schlechter Ausrüstung. Es waren gute Wanderschuhe die ich anhatte. Sie haben bis vor kurzem gehalten.
Heuer, am Flughafen in Dublin, als wir zum Flieger gingen, merkte ich, oje jetzt ist es vorbei. Der Absatz begann sich aufzulösen.
Gestern wollte ich sie wegschmeißen, hab`s aber nicht geschafft.....Sie haben mich an so viele schöne Plätze dieser Welt getragen, in den Grand Canyon hinunter und wieder hinauf, im Schneefeld und über Gletscher Alaskas, über Almwiesen in Österreich, auf die Rax und Schneeberg nur eine Stunde von Wien entfernt.....mich mit der Erde verbunden, meine verschwitzten, stinkenden Socken ertragen *gggggggggggg*
Jaja, ich weiß, Gudrun hör auf zu schwafeln, schau lieber, dass die letzten beiden Irland-Teile fertig werden.
Noch ein paar mehr Bilder, bzw auch diese in groß findet ihr hier unter FOTOS
Es war im August 1996.
Ich liege in meinem Schlafsack, werde gerade munter und denke mir, eigentlich müsste es um diese Uhrzeit schon hell sein. Aber es ist stockdunkel und ganz eigenartig leise. Dann kommt mir ein leiser Verdacht, ich klopfe vorsichtig gegen die Zeltwand.
Ich hab Recht, es hat in der Nacht geschneit, Schnee bedeckt das Zelt. Ja, es hat sich ausgezahlt mir einen guten Schlafsack zu kaufen, denn nur in Unterwäsche ist mir trotzdem warm.
Aber irgendwann muß ich aufstehen.
Schön langsam kriechen auch die anderen etwas verdattert aus ihren Zelten. Zwei Tage zuvor sind wir noch bei blühenden Rapsfeldern vorbeimarschiert.
Hier ist alles anders, in diesem Teil der Welt.
Wir befinden uns in Tibet, auf ca 5000m Höhe auf Trekkingtour zum Basislager des Mount Everest.
Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich vorher nicht kannte. Aber wenn man so eine Reise bucht, dann hat man ungefähr die gleichen Interessen und Vorstellungen und in der Gruppe läuft alles gut.
Der Schnee bleibt nicht lange liegen, noch am Vormittag schmilzt alles wieder weg. Für einen Abend, einen Tag und einen Morgen haben wir unser Lager mit Blick auf den Everest aufgeschlagen. Das Wetter bessert sich zwar, aber ein paar Wolken geben die Sicht auf den höchsten Berg der Welt einfach nicht ganz frei.
Die Tibeter nennen ihn Chomolungma-Göttinmutter
Es ist das einzige Lager auf der Tour das wir für zwei Nächte aufschlagen.
Der Grossteil der Gruppe wandert an diesem "freien" Tag zum Basislager. Ich wäre auch gerne mitgegangen, entscheide mich dann aber mit ein paar anderen bei unseren Zelten zu bleiben und nutze die Gelegenheit mich zu erholen. Denn irgendwann im Laufe unserer Reise macht die Höhe jedem von uns zu schaffen.
Man kann Kondition trainieren, Kraft und Ausdauer trainieren, aber wie der Körper auf 5000m Höhe reagiert kann man nur vor Ort testen. Diese Tour hat nichts mit Bergsteigen zu tun, es ist eine "Wandertour" - allerdings in dieser Höhe merkt man schon jede kleinste Steigung.
Und Zeltaufbauen wird zu einem Kraftakt - jedesmal bücken und wieder aufstehen muß man Luft holen.
Von den anderen erfahre ich dann, das es nicht viel zu sehen gab, außer ein paar (Müll)Resten von Expeditionen. Die Besteigungen finden normalerweise im Frühjahr statt.
Wir marschieren wieder weiter. Durch einen kleinen Bach, nichts besonderes. Ich rutsche kurz aus, kippe mit einem Fuß ein wenig um, aber kein Problem, wir gehen weiter.
Nach 2 Stunden eine kurze Pause, ich setz mich hin, hab schon ganz vergessen was vorher passiert ist.
Aufstehen kann ich nicht mehr. Der Knöchel tut höllisch weh. Schuh ausziehen, sofort in den eiskalten Bach kühlen, aber es ist zu spät. Der Knöchel ist schon ganz dick angeschwollen, die Bänder sind gezerrt.
Wir haben neben den Yaks, die unsere Zelte und Gepäck tragen, auch ein Pferd mit.
Eigentlich gedacht für diejenigen, denen zwischendurch mal die Puste ausgeht, ein Stückerl reiten und dabei ausrasten. Tja, jetzt nehme ich die kleine Stute ganz für mich in Anspruch, ich kann keinen Schritt mehr gehen und reite die restliche Tage der Trekkingtour. Mein Hintern ist zwar was anderes gewöhnt, aber in dieser Situation bin ich sogar für diesen Sattel dankbar, auch wenn ich nach 8 Stunden am Tag nicht mehr sitzen kann. Stehen kann ich allerdings auch nicht.
Das Fohlen, welches die Stute "bei Fuß" hat fand ich ja in den ersten Tagen noch süß. Jetzt allerdings ..... jedes Mal wenn es zurückbleibt und die Stute es ruft saust es an ihre Seite. Wenn ich Glück habe auf die Seite mit meinem gesunden Bein, wenn ich Pech habe auf die andere Seite........
Am Abend werden die Schmerzen ganz schlimm.
GsD haben wir Michael dabei, der Arzt ist. Er hat eine gute Notfallapotheke mit. (Das war bis jetzt das erste und einzige Mal dass ich Morphium genommen hab, aber ich hätts nicht mehr anders ausgehalten).
Alle helfen mir, ich kann weder Zelt aufbauen, nicht einmal alleine aufs Pferd komm ich. Und hinhockerl zum Pinkeln geht auch schlecht auf einem Bein.
Super, jetzt beginnt auch noch mein Magen zu streiken. In der Nacht schaff ich es grade noch den Kopf aus dem Zelt strecken zum ****.
Nach insgesamt 9 Tagen weg von der Zivilisation erreicht unsere "Karawane" wieder einen Ort mit "Hotel" *gggg*
Ich weiß warum ich gern im Zelt schlafe.
In der Zeit vor dieser Reise hatte sich bei mir immer stärker das Gefühl ausgebreitet, ich muß in meinem Leben etwas ändern. Es gribbelte in mir, ich musste etwas tun, aber ich wusste nicht was.
Ich weiß nicht mehr in welcher Nacht auf dieser Tour es war (ob vor oder nach meinem Fehltritt), aber eines morgens bin aufgewacht und wusste was ich zu tun hatte. Keine Ahnung ob ich es geträumt habe oder nicht, aber der Gedanke war ganz klar und eindeutig, ich war mir sicher, das ist es. Warum bin ich da nicht früher draufgekommen?
Zuhause hab ich es dann auch in die Tat umgesetzt und bis heute nicht bereut – Gudrun, kauf dir ein Pferd.
Mein Missgeschick passierte nicht wegen schlechter Ausrüstung. Es waren gute Wanderschuhe die ich anhatte. Sie haben bis vor kurzem gehalten.
Heuer, am Flughafen in Dublin, als wir zum Flieger gingen, merkte ich, oje jetzt ist es vorbei. Der Absatz begann sich aufzulösen.
Gestern wollte ich sie wegschmeißen, hab`s aber nicht geschafft.....Sie haben mich an so viele schöne Plätze dieser Welt getragen, in den Grand Canyon hinunter und wieder hinauf, im Schneefeld und über Gletscher Alaskas, über Almwiesen in Österreich, auf die Rax und Schneeberg nur eine Stunde von Wien entfernt.....mich mit der Erde verbunden, meine verschwitzten, stinkenden Socken ertragen *gggggggggggg*
Jaja, ich weiß, Gudrun hör auf zu schwafeln, schau lieber, dass die letzten beiden Irland-Teile fertig werden.
Noch ein paar mehr Bilder, bzw auch diese in groß findet ihr hier unter FOTOS
capra ibex - 25. Okt, 12:07
tinyhusky - 29. Okt, 16:56
Nein Gudrun
Hör bloß nicht auf zum Schwafeln. Ich lese Deine Berichte soo gern!!! Und die Fotos - Traum!
Ich hab auch so spezielle Schuhe ;) Grins!
Liebe Grüße
Michi
Ich hab auch so spezielle Schuhe ;) Grins!
Liebe Grüße
Michi
capra ibex - 30. Okt, 08:00
Jaja, wir Frauen und Schuhe
wobei ..... bei uns beiden ist es sicher nicht das übliche "Frauen-Schuh-Thema" sondern eher das Gegenteil *ggg*. Meine haben alle in einem ganz kleinen Kasterl Platz, außer die Stallschuhe, die sind und bleiben einfach zu dreckig für`s Kasterl, außerdem hab ich die eh die meiste Zeit an. *gggg*
Hab mal folgendes übers Frau-Schuhe Thema gelesen: Eh klar, dass wir (Frauen) so eine Beziehung zu unseren Schuhen haben, wir stehen auch mit beiden Beinen fest am Boden (außer die Stöckelschuhträgerinnen....)
danke fürs Kompliment
lg Gudrun
Hab mal folgendes übers Frau-Schuhe Thema gelesen: Eh klar, dass wir (Frauen) so eine Beziehung zu unseren Schuhen haben, wir stehen auch mit beiden Beinen fest am Boden (außer die Stöckelschuhträgerinnen....)
danke fürs Kompliment
lg Gudrun
na da haben sie aber was versäumt *ggggg*
gut das du die Schuhe noch nicht weggeworfen hast*ggg*
Im Kanu brauchen sie eh keinen Absatz ;-)
Werd sie das nächste Mal anziehen.